Hallo ihr Lieben,
endlich gibt es mal wieder was aus der Rubrik
Travelling. Und NEIN, ich war jetzt nicht mal kurz auf Reisen. Diese Bilder sind jetzt genau ein Jahr alt und zeigen meine Heimat-Heimatstadt
Orjol (meine Heimatstadt heute ist nämlich Augsburg).
Dort bin ich geboren und lebte bis zu meinem elften Lebensjahr dort. Wenn ich mir die Stadt heute anschaue, kann ich nicht sagen, dass ich sie sonderlich schön finde. Ich habe schon viele Städte gesehen und vergleiche natürlich auch mit dem Besten vom Besten, was mir jemals vor die Linse gekommen ist. Orjol ist nach deutschem Verständnis eine mittelgroße Stadt. Für Russland sind 317.000 Einwohner neben dem Riesen Moskau und seinen 11,5 Millionen Einwohnern wie eine Fliege neben einem Elefanten. Und dieser Geist eines Minderwertigkeitskomplexes zieht durch die ganze Stadt. Für Touristen ist sie wohl weniger interessant. Sage ich jetzt. Ihr würdet wahrscheinlich mit ganz anderen Gedanken durch Russland laufen.
Ich überlegte ganz lange (genau genommen die ganzen zwei Jahre), ob ich die Bilder auf dem Blog zeigen möchte und soll. Meine Oma, die immer noch dort lebt, mochte nicht, dass ich auch unschöne Ecken der Stadt ablichtete. Doch genau das machte für mich den Reiz aus.
Vor vielleicht sieben Jahren konnte ich es noch nicht, den Blick aus der "Innensicht" in die "Außensicht" zu stellen. Dieses Jahr aber lebe ich genau seit zehn Jahren in Deutschland und kann wohl mittlerweile mit deutschen Augen durch Russland gehen. Ich sehe alle unbearbeiteten Fassaden, die eigentlich stabilen Häusern den Stempel einer Ruine verleihen. Ich merke, wie verplant die Reklame angebracht ist und wie geschmacklos und nicht-wirkungsvoll sie eingesetzt ist. Mir tut es total Leid um den Fluss, der nicht ordnungsgemäß gereinigt und gepflegt wird. Ich sehe all die alten Fahrzeuge, die sich stolz öffentlich Verkehrsmittel nennen. Und dann schmerzt mich das, dass die Leute ihre Stadt nicht als die IHRE ansehen und lieber von Moskau träumen und die Augen vor dem Leben auf ihren Straßen verschließen.
ABER! Das oben Genannte sind Dinge, die mir mein Kopf sagt! Meine Augen und mein Herz empfinden einfach so viel Liebe für diese Stadt. Kenn ihr das? Jemand muss nicht perfekt sein, um die Liebe der Mitmenschen für sich zu gewinnen. Als Mensch nicht und auch nicht als Stadt! Mit jedem Eckchen, mit jedem unperfekten Detail verbinde ich positive Emotionen und Erinnerungen. Da ist einfach so ein Gefühl von Ruhe, Geborgenheit und Zufriedenheit in mir, wenn ich an Orjol denke. Und diesen Sommer fahre ich wieder hin und habe diesmal meine CANON dabei. Juhu! Diese Bilder hier sind nämlich mit einer super-kleinen Digicam entstanden, was ich gar nicht mehr gewöhnt bin (die Dinger haben ja Null Gewicht!).
Als ich einer Freundin die Bilder mit den Worten "interessiert wahrscheinlich keinen" zeigte, meinte sie "Das denkst vielleicht du, aber jemand, der es nicht kennt, findet es spannend!". Und genau darauf spekuliere ich nun. Was denkt ihr denn so? Wenn ihr sagt "nicht so schön fotografiert", bin ich eher froh, denn das zeigt mir, dass ich was dazugelernt habe! Wobei ich die ganz schlimmen Varianten, bei denen 3/4 vom Bild Boden zeigt, nicht ausgewählt habe. Ich hoffe, euch hat der kleine Ausflug nach Russland insgesamt gefallen.
Schönen Samstag euch!
Eure Natalia